Wussten Sie, dass schon im Rauchsalon der Titanic 1912 Auktion Bridge gespielt wurde?
Da derzeit in Rosenheim eine sehr erfolgreiche Titanic Ausstellung im Lokschuppen Rosenheim läuft, nutzten wir diese Gelegenheit für den DBV Aktionstag “ JA – zum Bridge“. Am 01.10.2025 von 13:00 – 16:00 Uhr organisiserten wir einen Bridge Demo-Tisch mit Spielern in Originalkostümen dieser Zeit und wurden Teil dieser Ausstellung. Ziel war es die Aufmerksamkeit der Presse zu gewinnen und für den nächsten Bridge Grundkurs für Einsteiger am 14.01.2026 zu werben. Beide Ziele wurden erreicht.
Zeitreise im Lokschuppen Rosenheim: Ayla Durukan, Brunhild Valentin, Dagmar Steffen und Thomas Valentin spielten Bridge im Stil der 1910er Jahre zwischen den Exponaten der Titanic-Ausstellung.

Rosenheim – Die Besucher der Titanic-Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen staunten nicht schlecht, als sie am Mittwochnachmittag zwischen Schiffsmodellen, originalen Spielkarten und schweren Koffern aus der Zeit der Jahrhundertwende plötzlich auf einen gedeckten Tisch stießen. Vier Spieler saßen dort, ganz so, als wären sie aus einer vergangenen Epoche herübergetreten. Herren im Frack, Damen mit Stirnband und langen Perlenketten – alle gekleidet im Stil der 1910er Jahre. Vor ihnen lagen Karten, die Hände waren gefächert, die Blicke konzentriert. Sie spielten Bridge.
Der Rahmen war bewusst gewählt: Am 1. Oktober fand der deutschlandweite Bridge-Aktionstag 2025 statt. Unter dem Motto „Erlebe die Faszination Bridge!“ luden Vereine von Hamburg bis Rosenheim zu Schnupperrunden und Infoveranstaltungen ein. Die Rosenheimer hatten sich ein besonders symbolträchtiges Ambiente ausgesucht. „Auf der Titanic wurde wahrscheinlich noch kein Bridge gespielt, wohl aber Whist, der direkte Vorläufer unseres Spiels“, erläuterte Thomas Valentin, pensionierter Lehrer und langjähriges Mitglied des Clubs. Whist sei damals einer der beliebtesten Zeitvertreibe an Bord gewesen – und wer heute durch die Ausstellung gehe, könne sogar Originalkarten aus jener Epoche sehen, eine Leihgabe aus Irland.
Das Spiel Bridge, wie es heute bekannt ist, entwickelte sich erst in den 1920er Jahren. Insofern war der Auftritt der Rosenheimer nicht nur ein Ausflug in die Geschichte, sondern auch ein Brückenschlag zwischen der tragischen Welt der Titanic und der lebendigen Gegenwart des Kartenspiels. „Das hier ist ein Stück Zeitreise“, meinte Mitspielerin Brunhild Valentin.
Der Bridge-Club Rosenheim e.V. existiert seit rund vier Jahrzehnten und zählt heute 71 Mitglieder. Dreimal pro Woche treffen sie sich in der Gaststätte Höhensteiger an der Westerndorfer Straße. Dort füllen sie bis zu zehn Tische, vier Spieler pro Tisch, zwei Paare pro Team. Gespielt wird Nord-Süd gegen Ost-West, die Ergebnisse werden verglichen – ein System, das nicht nur strategisches Denken, sondern auch eine gehörige Portion Teamgeist erfordert. „Bridge bringt den Kopf in Schwung und verbindet Menschen“, sagte die Vereinsvorsitzende Dagmar Steffen. Zwar liege das Durchschnittsalter der Mitglieder deutlich über 60 Jahren, doch darin spiegele sich eher die Ausdauer des Spiels. „Wer einmal angefangen hat, bleibt dabei – oft ein Leben lang bis ins hohe Alter.“
Bridge hat sich vom vermeintlichen Zeitvertreib älterer Herrschaften längst zu einem internationalen Phänomen entwickelt. Turniere, Online-Plattformen und Unterricht an Schulen und Universitäten tragen dazu bei, dass das Kartenspiel weltweit neue Anhänger findet. In Frankreich, Holland oder Italien gehört es bereits zum Unterrichtsstoff, um die Konzentration und die Teamfähigkeit von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Die positiven Effekte seien dort gut dokumentiert.
Auch in Rosenheim soll die Begeisterung für das Spiel weitergetragen werden. An der Volkshochschule startet am 14. Januar 2026 ein Einführungskurs. Die Teilnehmenden lernen dort die Grundlagen des Spiels – das Bewerten der Karten, die Regeln des Allein- und Gegenspiels. „Der Kurs ist ideal für alle, die neugierig sind und in einer kleinen, geselligen Runde ausprobieren wollen, was Bridge ausmacht“, sagte Ayla Durukan, die zweite Vorsitzende.
So wurde der Aktionstag in Rosenheim zu einer Begegnung von Geschichte und Gegenwart. Zwischen den Ausstellungsstücken, die an eine Katastrophe auf dem Nordatlantik erinnern, setzten die Spieler ein leises, aber sichtbares Zeichen für ein Spiel, das Menschen seit einem Jahrhundert fesselt – und das noch lange nicht am Ende seiner Reise angekommen ist.
Presse: V. Steffenhagen
Weitere Informationen:
Bridgeclub Rosenheim e.V., Telefon: 0178 – 929 18 46, e-mail: bridgerosenheim@gmail.com, www.bridgeclub-rosenheim.de
